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Symmetrische Deckung im Großformat
Dienstag, 17 Januar, 2017
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Wohnhaus mit Symmetrischer Deckung gestaltet
Symmetrisch im Großformat
Es gibt nur wenige Baustoffe, die gleichermaßen für die Fassade wie für das Dach geeignet sind. Ist dazu hohe Gestaltungsqualität gefragt, lichten sich die Reihen der möglichen Materialien nochmals. Unweit von Frankfurt, in einer unverbaubaren Hanglage, entschieden sich Architekt und Bauherren für grünen Schiefer von Rathscheck in der neuen Symmetrischen Deckung mit Hinterschnittankern. Die grünen Schieferwerksteine prägen mit ihren bruchrauen Oberflächen das anspruchsvoll gestaltete Gebäude.
Architekt Andreas Schuchard sagt dazu: „Die monolithische Schieferhaut, die sich über die Fassade und das Dach erstreckt, verleiht der vielschichtigen Kubatur mit Vor- und Rücksprüngen, Schräg- und Flachdächern sowie vier Etagen verschiedenster Ausdehnungen und Bauhöhen, Ruhe und Zusammenhalt. Alle Fassadenmaterialien wurden unsichtbar befestigt, um den monolithischen Charakter weiter zu schärfen.“
Die Entscheidung für einen Monolithen basiert zum Teil auf den Vorgaben des Bauamtes. Es forderte das ortsübliche traufständige geneigte Dach. Weil das anvisierte Raumprogramm mit 380 m² für diese Wohnlage ambitioniert war, musste der Architekt das Volumen einerseits kompakt gestalten, andererseits, um Sichtschutz und Privatsphäre zu gewährleisten, der Straße entlang strecken. Das auf diese Weise additiv gewachsene Bauwerk ist mit der monolithischen Gestaltungsidee ästhetisch zu einer Einheit zusammengefasst. Die lebhafte Spaltoberfläche des grünen Schiefergesteins korrespondiert geschickt mit den anderen Materialien, die an dem lang gestreckten Eingangsbereich sowie den Garagen, einer Gaube und den Fensterlaibungen verbaut sind. Schieferfassaden sind seit Jahrhunderten bewährt. Die
Symmetrische Deckung aus mindestens einem Zentimeter dicken Schiefern, ohne Höhen- und Seitenüberdeckung verlegt, verändert das klassische Bild von Schieferfassaden. Ein großer Vorteil dieser Schieferfassaden, berichtet Architekt Andreas Schuchardt, ist das im Vergleich zu anderen Natursteinfassaden geringere Gewicht und daraus auch ein wettbewerbsfähiger Preis. Während klassische Natursteinfassaden auf drei bis vier Zentimeter dicken Steinen basieren, ist Schiefer, je nach Plattengröße, zwischen einem und zwei Zentimeter dick. Das geringere Gewicht erlaubt statt schwerer Edelstahlunterkonstruktionen, leichtere und gleichzeitig preiswertere Aluminiumtragwerke.
Fassade mit Schnittmuster:
Für eine ästhetische Fassadenplanung wurden die Höhen der Schiefer-Schichten auf die Fenster- und Türenhöhen abgestimmt. Unter Berücksichtigung der umlaufenden, zehn Millimeter breiten Fugen wurden für die im wilden Verband verlegten Schiefer-Schichthöhen von 241, 345, 420, 515 und 595 mm festgelegt. Die großen Schieferwerksteine des Schiefervorkommens ColorSIN CS50 lieferte Rathscheck Schiefer exakt vorkalibriert und auf der Rückseite mit Hinterschnittbohrungen für die Fassadenanker versehen. Bei der Montage mussten die Dachdecker besonders genau arbeiten. Dabei nutzten sie unter anderem Lasertechnik. Die Schieferwerksteinfassade ist auf einer Aluminiumunterkonstruktion montiert. Zwischen den Tragwerken wurden 180 mm Mineralwolle und im Sockelbereich der Fassade entsprechende Perimeterdämmungen verbaut. Für einen besseren Sonnenschutz wurden einige exponierte Fenster mit Raffstores ausgestattet. Diese wurden elegant und unsichtbar hinter der Schieferfassade verbaut.
Wasserdicht mit Unterdach:
Die auf dem geneigten Dach verlegte Symmetrische Deckung benötigte wegen der zehn Millimeter breiten Fugen zwischen den Steinen ein wasserdichtes Unterdach. Dafür entstand im ersten Schritt eine klassische Dachkonstruktion mit Zwischensparrendämmung, Dampfbremse und Unterdeckung. Über dieser Konstruktion wurde anschließend ein wasserdichtes Unterdach aufgebaut. Das Regenwasser fließt durch die offenen Fugen zwischen den Schiefern auf das wasserführende Unterdach und wird in einer unsichtbaren unter der Dachhaut installierten Kastenrinne abgeführt.
BAUTAFEL:
Neubau eines Wohnhauses in der Nähe von Frankfurt
Bauherr: privat
Architekt: Andreas Schuchardt, Kassel, www.andreas-schuchardt.de
Dachdecker: Dach Schneider Weimar GmbH, www.dachschneider.de
Schiefer: Symmetrische Deckung, grüner spaltrauer Schiefer (ColorSIN CS50) mit Hinterschnittankern, Rathscheck Schiefer. www.rathscheck.de
Architektur-Kasten: Additiver Monolith
Der Entwurf des Gebäudes nimmt Rücksicht auf die Nachbarbebauung und erfüllt die strengen Forderungen der Baubehörde. Der kompakte viergeschossige Kubus mit traufständigem geneigten Dach ist so weit wie möglich im Osten des Grundstücks angeordnet, sodass zum Südwesten eine sonnige Terrassen- und Gartenlandschaft entsteht. Entlang der Straße sind Eingangsbereich und Garagen eingeschossig additiv angeordnet. Der flache Riegel gewährleistet einerseits Sichtschutz, andererseits nur eine minimale Verschattung der Räume und des Gartens.
Das Bauvorhaben ist mit BUS-Technik auf zukünftige technische Anforderungen vorbereitet. Gastherme, Kamin, Solarkollektoren, Fußbodenheizung, eine zentrale Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung und Regenwassernutzung für die Gartenbewässerung gehören zu diesem modernen Entwurf dazu.
Im Erdgeschoss sind die Räume zur Straße hin weitgehend mit Oberlichtern diskret ausgeleuchtet, zum Garten öffnet sich der großzügig gestaltete Wohnbereich über raumhohe Fensterelemente. Im ersten Obergeschoss befinden sich die Kinder- und Gästezimmer, ganz oben mit großer Terrasse und herrlichem Ausblick der Schlafbereich der Eltern. Für die ferne Zukunft hat Architekt Andreas Schuchardt auch an Barrierefreiheit gedacht und das Raumprogramm so gestaltet, dass bei Bedarf mit geringem Aufwand ein Fahrstuhl angebaut werden kann.
Abb_01: Der vorgelagerte Garagenriegel schützt das Grundstück vor neugierigen Blicken. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_02: Der vorgelagerte Garagenriegel schützt das Grundstück vor neugierigen Blicken. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_03: Prägender Auftritt: Schiefer an Dach und Wand. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_04: Der Schiefermonolith präsentiert sich zur Straße hin weitehend geschlossen. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_05: Schiefermonolith mit innenliegender Kastenrinne und Revisionsmöglichkeit. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_06: Schiefermonolith mit innenliegender Kastenrinne und Revisionsmöglichkeit. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_07: Der private Gartenbereich erstreckt sich zum Südwesten hin. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_08: Der private Gartenbereich erstreckt sich zum Südwesten hin. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_09: Das Farbenspiel zwischen grünem Schiefer und braunem Cor-Ten-Stahl prägt die Terrassensituation. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_10: Grüner Schiefer in Harmonie mit Stahl, Wasser oder Laub. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_11: Grüner Schiefer als Symmetrische Deckung mit unsichtbaren Hinterschnittankern. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_12: Grüner Schiefer als Symmetrische Deckung mit unsichtbaren Hinterschnittankern. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_13: In die Schieferfassade sind unauffällig Raffstores eingebaut. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_14: Die Höhe der Schieferplatten bezieht sich auf die Maße der Fenster. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_15: Die großen Werksteine lassen sich gut an das Gefälle des Grünstücks anpassen. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_16: Edle, seidig glänzende grüne Schiefer prägen die Wandflächen rund um die Terrassen. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_17: Grüner spaltrauer Schiefer überzeugt besonders in großen Formaten mit seiner edlen seidigen Optik. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_18A + 18B: Unsichtbare Hinterschnittanker werden von hinten in den Schieferwerkstein eingesetzt. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_19: Einhängen einer großen Schieferplatte. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_20: Die großen Schieferwerksteine werden exakt ausgerichtet. Foto: Rathscheck Schiefer
Abb_21: Schierfermonolith im Umfeld. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_22: Werk- und Montageplan Straßenseite: Abbildung: Dach Schneider
Abb_23: Detailschnitt Dach und Fassade: Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_24: Detailschnitt verdeckte Kastenrinne. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_25: Freiflächenplan. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_26: Geländeeinbindung und Orientierung zur Sonne. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_27: West-Ansicht. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_28: Südansicht / Straßenansicht. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_29: Grundriss EG. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Abb_30: Gebäudeschnitt. Abbildung: A. Schuchardt, Architekt
Zusatzinformationen: Symmetrische Deckung
Die ersten Ideen der Symmetrischen Deckung präsentierte Rathscheck Schiefer 2007. Die einen Zentimeter dicken Schieferplatten sind bis zu einer Größe von 60×60 cm lieferbar. Die im Kreuzfugenraster verlegte Natursteinfassade wird mit offenen, etwa einen Zentimeter breiten Fugen auf einer Aluminium-Unterkonstruktion mit sichtbaren Edelstahlklammern moniert. Im Mai 2013 folgte der zweite
Entwicklungsschritt der Symmetrischen Deckung mit größeren Steinen und Hinterschnittankern. In der europäischen technischen Zulassung ETA-13/0332 vom Deutschen Institut für Bautechnik, Berlin, hat Rathscheck mehrere exakt definierte Schiefervorkommen prüfen lassen. Zurzeit sind für die Fassade mit Hinterschnittankern ein blaugrauer, spaltrauer Schiefer (InterSIN 120) und ein grüner, spaltrauer
oder polierter Schiefer (ColorSIN CS50) in einer maximalen Plattengröße von bis zu einem Quadratmeter zugelassen. Für die unsichtbaren Anker werden in die bis zu 2 cm dicken Schieferwerksteinplatten rückseitig 7 mm tiefe, hinterschnittene Sacklochbohrungen eingearbeitet und darin die Hinterschnittanker frei von Spreizkräften formschlüssig eingesetzt.
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